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  Deutschland vs Spanin Halbfinale
 

Löw: "Wir sprechen nicht vom Titel"

 
Löw: "Wir sprechen nicht vom Titel"
AFP

Deutschland hat bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ mit seinem attraktiven Offensivfussball viele Bewunderer gewonnen. Die FIFA hat sich deshalb mit Bundestrainer Joachim Löw getroffen, um mit ihm über die bisherigen Erfolge der Mannschaft, sein Konzept, seine Fussballphilosophie und seine Hoffnungen für das so wichtige Halbfinale gegen Europameister Spanien in Durban zu sprechen.

Können Sie den bisherigen Erfolg eigentlich genießen?
Als Trainer genießt man es, wenn man an der Seitenlinie steht und 2:0 oder 3:0 führt und weiß, das Spiel ist praktisch entschieden. Das erzeugt eine Art "innere Freude", aber während des Turniers hat man kaum Zeit, sich zu freuen, weil man immer schon voraus denkt. Wir haben ja noch immer wichtige Aufgaben vor uns. Es reicht nicht, mit dem bisher Erreichten zufrieden zu sein. Wir müssen auf unser Spiel gegen Spanien blicken. Dieses Spiel müssen wir gewinnen, um das Finale zu erreichen.

Sie arbeiten jetzt schon mehrere Jahre mit dieser Mannschaft. Wie viel von Ihrer Handschrift ist inzwischen sichtbar?
Wir Trainer geben nur die Anweisungen, aber die Spieler stehen auf dem Platz. Meine Spieler spielen mit unglaublicher Motivation und einem unglaublichen Willen, ihre Sache gut zu machen. Bislang sind wir sehr zufrieden mit der Art und Weise unseres Spiels, mit unserem Offensivfussball und unserer Risikobereitschaft. Ich glaube auch, den Fans gefällt das, wenn eine Mannschaft nicht auf Ergebnis spielt, sondern einen offensiven Stil durchzieht.

Ihre Mannschaft bekommt viel Lob, sowohl für die Beiträge der älteren Spieler als auch für die der jüngeren...
Die älteren Spieler sind ganz wichtig. Die jüngeren Spieler können sich an Routiniers wie Arne Friedrich, Phillip Lahm oder Miroslav Klose aufrichten, wenn es mal nicht so reibungslos läuft. Sie geben die Richtung vor und haben bisher ein großartiges Turnier gespielt. Sie haben auf dem Platz gut gespielt und sich auch außerhalb des Platzes vorbildlich und professionell verhalten.

Spanien stellt eine der stärksten Mannschaften im Turnier. Wie sieht Ihre Vorbereitung aus?
Ich glaube nicht, dass wir an unserer bislang erfolgreichen Spielweise etwas ändern sollten. Die Spanier muss man zu Fehlern zwingen, weil sie ansonsten kaum welche machen. Die Spanier spielen sehr selbstbewusst, also müssen wir sie vor Probleme stellen. Es wird uns nicht helfen, wenn wir passiv sind.

Ist der WM-Titel drin?
Wir sprechen nicht vom Titel oder dem Gewinn der Weltmeisterschaft. Wir reden jetzt davon, das Halbfinale zu gewinnen und ins Endspiel zu kommen. Ein Schritt nach dem anderen. Spanien wird schwer genug. Die Mannschaft ist mein Favorit auf den Titel. Wenn wir diese Hürde genommen haben, dann können wir auch vom Titel reden.


Schweinsteiger: "Das perfekte Spiel"

 
Schweinsteiger: "Das perfekte Spiel"
Getty Images

Die meisten Pässe gespielt, die größte Distanz gelaufen und dazu Budweiser Man of the Match im Viertelfinale gegen Argentinien – zweifelsohne gehört Bastian Schweinsteiger zu den absoluten Leistungsträgern der deutschen Nationalmannschaft bei der WM-Endrunde in Südafrika.

Er dirigiert, kämpft und setzt seine Mitspieler in Szene, so, als ob er nie etwas anderes getan hätte. Auch in der Runde der letzten Vier soll der "Sechser" in der Wiederauflage des EM-Finales 2008 gegen Spanien wieder glänzen und sein Team ins Finale führen. FIFA.com hat kurz vor dem Duell mit der Furia Roja mit Schweinsteiger gesprochen, der bereitwillig Auskunft über das bevorstehende Halbfinale, seine neue Rolle im Mittelfeld sowie die Stimmung im Nationalteam gab.

Bastian, England sowie Argentinien eindrucksvoll besiegt: Nun gehört die deutsche Nationalelf zu den Top-4-Mannschaften der Welt. Können Sie die Gefühlslage im Team derzeit beschreiben?
Die Stimmung ist natürlich sehr gut, und jeder freut sich auf das Halbfinale.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Mannschaft, die schließlich die jüngste deutsche Auswahl bei einer WM-Endrunde seit 76 Jahren ist?
Wir sprühen vor Elan und Unbekümmertheit. Wir haben darüber hinaus Spieler dabei, die wissen, dass man auch mal ruhiger spielen und den Ball kontrollieren muss. Wir spielen bis zur 90. Minute unseren Stil durch. Wir geben uns nicht zufrieden, auch wenn es 2:0 oder 3:0 steht. Wir wollen weiterhin nach vorne spielen und suchen den Abschluss. Dass uns dies bisher so gelungen ist, hätte man auch nicht gedacht. Spielerisch ist es die beste Mannschaft, seitdem ich im Nationalteam bin.

Ich glaube, dass wir dank der Siege gegen England und auch gegen Ghana sehr viel Selbstvertrauen getankt haben. Vor dem Ghana-Spiel war die Situation eindeutig: Verliert man, ist man raus. Wir haben gegen Australien gut gespielt, aber uns hat teilweise die Ordnung gefehlt. Gegen England war die Ordnung und Kompaktheit sehr gut, und nach vorne hin haben wir die Spieler, die Tore machen.

Welche Rolle spielt Joachim Löw dabei?
Der Trainer ist der Chef. Gemeinsam mit seinem Team stellt er uns vor jedem Spiel sehr gut ein. Gegen Argentinien beispielsweise wussten wir, dass wir sie nur bis zu einem bestimmten Punkt spielen lassen sollen. Und ab da waren wir aggressiv, haben versucht, Bälle zu gewinnen und schnell in die Spitze zu spielen. Diese Taktik hat uns jetzt zwei Mal großen Erfolg gebracht.

Gegen Spanien haben Sie 2008 im EM-Finale mit 0:1 den Kürzeren gezogen. Sie selbst standen die gesamten 90 Minuten auf dem Feld. Wie ist das Gefühl, nun Revanche nehmen zu können?
Das hat man natürlich im Kopf. Damals war Spanien überlegen, daher konnten wir uns nicht beschweren. Wir hatten die Möglichkeit, einen Titel zu holen, und man ärgert sich umso mehr, weil man es nicht geschafft hat. Wir waren damals nicht 100 Prozent da, und nun müssen wir den Fokus darauf legen, dass wir mit einem Sieg ins Finale einer WM einziehen können. Das muss jeder Spieler verinnerlichen. Bei jedem muss man auf dem Platz sehen, dass er in das Finale will.

Wie kann man die geballte spanische Offensivkraft um Xavi, Andres Iniesta, David Villa usw. stoppen?
Ich denke, dass wir uns seit 2008 verändert haben. Wir spielen vollkommen anders. Die Spanier dagegen sind fast gleich geblieben. Sie spielen hier vielleicht nicht den großen Fussball, den man von ihnen erwartet, aber sie haben gewonnen. Top-Mannschaften gewinnen auch Spiele, in denen sie nicht so gut spielen. Das ist das Gefährliche an Spanien.

Meiner Meinung nach spielen wir gegen die beste Mannschaft der Welt. Aber auch die Spanier haben Schwächen, und die müssen wir nutzen. Wir haben England und Argentinien besiegt, und nun können wir, wenn wir alle mit 100 Prozent dabei sind, auch Spanien schlagen.

Die Euphorie ist groß im DFB-Team und auch zu Hause in Deutschland. Aber letztendlich haben Sie noch nichts gewonnen…
Meiner Meinung nach haben wir schon etwas gewonnen, nämlich die Sympathien in Deutschland. Mein Ziel war es, die Fans zu Hause und vor allem auf den Fan-Meilen zu begeistern. Wenn man die Bilder sieht, ist das schon unglaublich. Aber Sie haben natürlich Recht: Sportlich haben wir überhaupt noch nichts gewonnen.

Nicht nur die ganze Mannschaft, sondern auch Sie selbst haben eine große Entwicklung durchgemacht – vom Rechtsaußen zum defensiven Mittelfeldstrategen. Sind Sie froh, auf dieser Position zu spielen?
Dass es so gut läuft, hätte ich nicht erwartet, aber ich wusste, dass diese Position für mich das Beste ist. Vielleicht hätte ich vor zwei oder drei Jahren schon dort spielen können, aber da waren bei Bayern München auf dieser Position auch gute Leute vor mir, wie Owen Hargreaves oder Jens Jeremies.

Fans und Experten sind sich einig, dass Sie gegen Argentinien Ihre beste Leistung abgerufen haben. Stimmen Sie dem zu?
Auch ich kann nur gut spielen, wenn die Mannschaft gut spielt. Das ist für mich das Wichtigste. Ich selbst habe noch kein perfektes Spiel gemacht. Gegen Argentinien gab es Situationen, die ich hätte besser lösen müssen. Auch in anderen Länderspielen oder bei der WM 2006 gegen Portugal habe ich gute Leistungen gebracht. Ich versuche immer, das perfekte Spiel zu machen. Das ist meine Motivation. Mein Ziel ist es auch, Titel zu gewinnen. Deswegen gebe ich mich mit dem Erreichten nicht zufrieden und will daher gegen Spanien gewinnen. Man kommt nicht oft so nah an einen Titel heran. Die Möglichkeit ist da, aber ich habe großen Respekt vor Spanien.

Der Ausfall des etatmäßigen Kapitäns Michael Ballack war vor der WM ein großer Schock, aber nun scheint er gar nicht mehr zu fehlen…
Einerseits ist es natürlich schade, dass er verletzt ist. Vor allem, weil gerade er in der Vergangenheit sehr viele Erfahrungen gesammelt hat. Das hätten wir bei einer Weltmeisterschaft gut gebrauchen können. Aber es ist natürlich schön zu sehen, dass andere Spieler auch ohne ihn guten Fussball spielen. Michael Ballack wird zurückkommen, und ich glaube, dass er uns aufgrund seiner Erfahrung noch stärker machen kann.

Sie haben vor kurzem im Interview verraten, dass Sie holländische Wurzeln haben. Ihr Ur-Opa ist Niederländer. Haben Sie Sympathien für die Elftal?
Ja, aber das war früher schon so. Ich war Fan von Marco van Basten. Die Niederlande sind zwar ein kleines Land, aber sie bringen immer wieder gute Spieler hervor. Das sehe ich auch im Verein beim FC Bayern. Sie sind sehr auf Perfektion aus und denken viel über Situationen im Spiel nach. Das gefällt mir. Hier bei der WM sind mit Mark [van Bommel] und Arjen [Robben] auch zwei Bayern-Spieler dabei, daher hofft man natürlich, dass sie ins Endspiel einziehen. Hoffentlich kommt es zum Traumfinale gegen uns. Ich würde es mir wünschen. Das wäre wunderschön, aber wir haben mit Spanien die schwierige Aufgabe.

Gibt es Kontakt zu den niederländischen Vereinskollegen?
Wir haben während der ganzen WM Kontakt. Nach dem Eckballtrick gegen Brasilien [Anm.d.Red.: Robben tickte den Ball nur kurz an und lief dann davon. Aber ehe Van Bommel am Ball war, hatte Dani Alves den Trick durchschaut und konnte klären.] habe ich ihm noch gratuliert, weil sie bei Bayern immer darüber geredet haben. Das fand ich einfach lustig und habe ihm das auch geschrieben.

Die letzte Frage ist etwas kurioser: Im Sea Life von Oberhausen gibt es einen Oktopus, der vor den Deutschland-Spielen bei dieser WM immer nach dem Ausgang befragt wird. Er sucht sich dabei Futter aus einem Glas mit einer Landesflagge aus, orakelt so den Sieger der Partie. Bislang hat er alle fünf Spiele der deutschen Mannschaft richtig vorausgesagt….
Die Krake haben wir hier in Südafrika schon verfolgt. Ich fand es auf jeden Fall ganz witzig. Ich hoffe, dass sie auch dieses Mal richtig schwimmt.







Piqué: "Wir sind in sehr guter Form"

 
Piqué: "Wir sind in sehr guter Form"
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Einige nennen ihn 'Piquebauer' und es gibt tatsächlich Einiges, das dafür spricht, den Abwehrchef der spanischen Nationalmannschaft mit dem großen Franz Beckenbauer zu vergleichen. Mit seinem Gardemaß von 192 Zentimetern ist Gerard Piqué die bestimmende Figur in der Abwehr Spaniens und des FC Barcelona, wo er bereits eine ganze Reihe überragender Spiele abgeliefert hat. Dabei ist Piqué erst 23 Jahre alt und hat noch eine ganze Reihe von Großtaten zu vollbringen, bevor er Aufnahme in den Olymp der Fussballgötter finden kann, zu dem Beckenbauer schon längst gehört.

Gegenwärtig schreibt er Geschichte mit der spanischen Nationalmannschaft, die erstmals seit 1950 wieder die Runde der letzten vier Mannschaften bei einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft erreicht hat. Doch auch nach dem Sieg gegen Paraguay im Viertelfinale verließen die spanischen Spieler mit recht ernsten Gesichtern den Platz. "Wir sind alle noch sehr angespannt, denn es war ein sehr hartes Spiel. Wir werden den Erfolg feiern, wenn wir ins Hotel zurückgekehrt sind", erklärte Piqué gegenüber FIFA.com.

"Paraguay hat uns das Leben sehr schwer gemacht. Sie haben hinten gut gestanden und vorne ihre Chancen und den Strafstoß gehabt. Aber anschließend haben wir das Spiel meiner Ansicht nach dominiert, uns Torchancen herausgespielt und dann trotz des verschossenen Elfmeters den Siegtreffer erzielt", fasste der Verteidiger die Partie zusammen.

Zweifellos waren die Paraguayer ein sehr harter und unbequemer Gegner für die Iberer. Oscar Cardozo und Nelson Valdez waren ein wahrer Alptraum für die spanische Abwehr und Piqué geriet einmal so sehr in Bedrängnis, dass er mit einem Foul am Stürmer von Benfica einen Strafstoß für Paraguay verschuldete. Zum Glück bügelte Torhüter Iker Casillas mit einer tollen Parade den Patzer seines Teamgefährten wieder aus. "Heute war er brillant, er war der Mann des Spiels. Er hat den Elfmeter gehalten und am Ende noch zwei tolle Paraden gezeigt. Es ist ein Privileg, Iker im Team zu haben, du weißt, dass er dich immer retten kann", lobte die Nummer drei der Spanier seinen Keeper.

Nun gegen Deutschland
Nachdem die Spanier die schwere Bewährungsprobe überstanden haben, zwingt der unerbittliche WM-Rhythmus sie, Jubelfeiern auf später zu verschieben und den Blick nach vorn zu richten. Nun gilt es, sich auf ein historisches Halbfinal-Duell zu konzentrieren. Dort trifft man auf einen Gegner mit einem großen Namen: Deutschland.

"Sie haben eine große Mannschaft mit hervorragenden Spielern. Es wird sehr schwer sein, sie zu stoppen, denn sie haben gegenwärtig einen Lauf. Sie sind natürlich auch sehr motiviert wegen ihrer klaren Siege gegen England [Anm. d. Red.: 4:1] und Argentinien [4:0]. Auch wir sind in sehr guter Form. Wir haben gezeigt, wie stark wir in der Abwehr sind und haben in den letzten beiden Partien kein Tor kassiert. Es wird dennoch ein schweres Spiel für uns werden", analysierte Piqué gegenüber FIFA.com.

Das Halbfinale, das am Mittwoch, den 7. Juli, in Durban ausgetragen wird, ist eine Neuauflage des Finales der Europameisterschaft 2008, bei der die Spanier sich durch einen Treffer von Fernando Torres gegen die Deutschen durchsetzten. El Niño hat in Südafrika bislang noch keinen Treffer erzielt. Ob er sich das für die nächsten Spiele aufgespart hat? "Ganz sicher wird er bei dieser WM noch ein Tor schießen, hoffentlich im Halbfinale", hofft sein Mannschaftskamerad, der den Angreifer vom FC Liverpool vehement verteidigt, genau wie die anderen Spieler im Team.

Die Spanier haben ihren bisherigen Erfolg auch David Villa zu verdanken, der fünf der sechs Turniertreffer des Teams erzielt hat. "Wenn ein Stürmer in Form ist, dann trifft er nach Belieben. Die Partie gegen Paraguay war ein klares Beispiel dafür. Der Ball ging zwei Mal an den Pfosten und wäre unter anderen Umständen wieder herausgesprungen, aber nicht bei David."

Piqué betrachtet die Partie gegen die Deutschen in keiner Weise als Revanchepartie oder als eine Art Rückspiel: "Es gibt doch neue Spieler in beiden Mannschaften, die bei der EURO noch nicht dabei gewesen sind. Es dürfte also ganz sicher ein anderes Spiel werden, das wir versuchen zu gewinnen".

Um sich gegen die beeindruckende Offensivkraft der Deutschen durchzusetzen, wird die spanische Auswahl noch einige Dinge verändern müssen. "Wir müssen die Spiele besser kontrollieren. Es gab Phasen in den bisherigen Spielen, in denen der Gegner uns dominierte und wir wirklich gelitten haben. Außerdem müssen wir vor dem Tor noch treffsicherer werden. Es fällt uns nicht leicht, Tore zu schießen. Wir haben alle Spiele nur mit einem Tor Unterschied gewonnen. Wir brauchen also mehr Durchschlagskraft im Angriff, mehr Tore", glaubt Piqué, der in diesem Turnier bislang Kopf und Kragen riskiert hat. Bei dem Tor, das Spanien zum Auftakt gegen die Schweiz kassierte, erhielt er einen Schlag ins Gesicht und seine Augenbraue musste mit mehreren Stichen genäht werden. Gegen Honduras dann holte er sich eine blutige Lippe, als er einen Gegenspieler stoppte.

Stiche und Blut für den Ruhm dieser Welt. "Wir möchten weiterhin Geschichte schreiben. Das Ziel ist es, diese Weltmeisterschaft zu gewinnen. Wir wären schon enttäuscht, wenn wir noch scheitern würden", gibt der Abwehrspieler zu verstehen.




Lehmann: "Deutschland kann den Titel holen"

(FIFA.com) Freitag 2. Juli 2010
Lehmann: "Deutschland kann den Titel holen"
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Fast auf den Tag genau vier Jahre nach dem WM-Viertelfinale zwischen Deutschland gegen Argentinien kommt es am Samstag zur Neuauflage des Duells. Die Erinnerungen an diesen 30. Juni 2006 sind besonders bei den deutschen Fans allgegenwärtig. Im Elfmeterschießen behielt der WM-Gastgeber mit 4:2 die Oberhand und einer stand besonders im Mittelpunkt: Jens Lehmann.

Der Torhüter der deutschen Nationalmannschaft parierte nicht nur zwei argentinische Strafstöße, sondern sorgte auch mit einer Kuriosität für Aufsehen: Ein Papierstück, auf dem die Schussgewohnheiten der Gegner standen, holte der Keeper vor den Augen der argentinischen Elfmeterschützen immer wieder aus seinem Stutzen. Der Zettel wurde später zugunsten einer Hilfsorganisation versteigert.

FIFA.com sprach kurz vor dem Duell gegen die Südamerikaner exklusiv mit Lehmann. Der 40-Jährige, der inzwischen zurückgetreten ist, äußerte sich dabei über das bevorstehende Viertelfinale, die Leistungen der Deutschen sowie seine Erinnerungen an 2006.

56 Spiele der WM sind vorbei. Wie lautet Ihr Fazit bis hierhin?
Das Fazit fällt durchaus positiv aus. Wir haben einige gute Spiele gesehen und natürlich auch einige Enttäuschungen. Aber das ist bei einem solchen großen Turnier normal.

Von den acht Viertelfinalisten sind vier aus Südamerika [Brasilien, Paraguay, Uruguay, Argentinien], aber nur drei aus Europa [Spanien, Deutschland, Niederlande]. Überrascht Sie das?
Es ist schwierig, dafür Gründe zu finden. Vielleicht sind die Südamerikaner einfach hungriger in diesem Turnier. Die Leistungen von Italien und Frankreich waren enttäuschend, aber nun sind mit Spanien und Deutschland die beiden aktuell besten Mannschaften Europas, was sie bei der Europameisterschaft 2008 gezeigt haben, noch im Rennen.

Sind Deutschland und Spanien bereit für den WM-Titel?
Meiner Meinung nach, können beide Teams auch den Titel holen. Die Chancen, vor allem für die deutsche Mannschaft, sind da. Zwar haben Argentinien und möglicherweise auch die Spanier eine reifere Mannschaft, aber wir sind eine Turniermannschaft. Und gerade da könnte die Erfahrung des Trainers den Ausschlag geben.  Ein tolles Finale wäre natürlich ein Duell gegen die Brasilianer, die ich stärker einschätze als die Niederlande, aber eines ist auch klar: Ein Endspiel gegen die Niederlande wäre interessanter. 

Angesichts der Ausfälle im Vorfeld der WM von Simon Rolfes, René Adler und vor allem Michael Ballack waren viele unsicher, wie das Turnier aus deutscher Sicht laufen würde. Nun sorgt das Löw-Team für Furore. Sind Sie überrascht?
Sicherlich hat die Art und Weise, wie die deutsche Mannschaft sich bisher präsentiert, überrascht. Sie spielen einen schönen Fussball und hat vor allem gegen Australien und gegen England beeindruckt.

Lothar Matthäus erklärte kürzlich im FIFA.com-Interview, dass der Ausfall des "Capitanos " ein "Gewinn für die deutsche Mannschaft " sei. Sehen Sie das genauso?
Das ist natürlich schwer, im Nachhinein zu sagen. Wenn der Kapitän ausfällt, ist es immer so, dass die Last und die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden. [Philipp] Lahm und [Bastian]Schweinsteiger machen ihre Aufgabe aber bisher sehr gut. Letztendlich tut es den jungen Spielern vielleicht wirklich gut, da sie den Leitwolf auf dem Rasen nicht mehr zwingend anspielen müssen.

Nun geht es für die DFB-Elf gegen Argentinien. Was haben Sie gedacht, als die Paarung feststand?
Ich habe mich sehr gefreut. Jeder Fussball-Fan freut sich, wenn solche Duelle stattfinden, die die Massen begeistern.

Wie wird das Spiel laufen?
Argentinien ist sicherlich eine gute Mannschaft, aber Deutschland ist fitter.  Dazu dürfte auch das Trainerteam eine Rolle spielen, das mehr Turniererfahrung vorzuweisen hat. Das ist ein Nachteil für die Argentinier.

Welche Erinnerungen haben Sie an das Duell gegen Argentinien 2006?
Ich habe zum Glück nur gute Erinnerungen. Es war ein dramatisches Spiel vor fantastischer Kulisse und Gott sei Dank mit gutem Ausgang für uns.

Natürlich ist der "Zettel" die zentrale Erinnerung bei vielen Fans. Hätten Sie damals gedacht, dass es so ein Wirbel darum gegen würde?
Nicht im Entferntesten. Ich wollte den Zettel nach dem Spiel schon in den Papierkorb werfen, aber habe es mir dann doch anders überlegt. 'Ein schönes Erinnerungsstück für meine Kinder ' war mein Gedanke und habe ihn dann doch mitgenommen.

Sollte es wieder ein Elfmeterschießen geben, sollte Manuel Neuer auch einen Zettel rausholen - nur um die Argentinier zu irritieren?
Auf jeden Fall. Andreas Köpke wird sicherlich im Fall des Falles auch wieder einen Zettel bereithalten und ihm diesen dann geben. Bei mir hatte der Zettel keinen psychologischen Hintergrund. Ich konnte mir die ganzen Schützen einfach nicht schnell genug merken. Letztendlich muss  Manuel [Neuer] selbst entscheiden, in welche Ecke er springt.

Sollte Neuer dann tatsächlich einen Zettel rausholen – macht das die Schützen nervös?
(lacht) Ich hoffe doch. Vielleicht bringt ja die bloße Anwesenheit des Zettels schon etwas und die Schützen denken sich ‚ 'Oh, jetzt geht das schon wieder los '. Vielleicht reicht es, um Argentinien zu schlagen.

Wie gefällt Ihnen ihr Nachfolger im DFB-Tor bis jetzt?
Er hat bisher sehr mutig gespielt und einige gute Bälle gehalten. Natürlich hatte er auch zwei nicht ganz so glückliche Aktionen, die zu Gegentreffern führten. Aber das ist ganz normal für einen jungen Kerl. Ihn zur Nummer eins zu machen, war die richtige Wahl. Wichtig ist, dass die Mannschaft Erfolg hat und eine gewisse Euphorie vorhanden ist. Die Mannschaft präsentiert sich als Einheit, und er gehört dazu und profitiert davon.

Was halten Sie von Maradona als Trainer?
Maradona hat, soweit ich das beurteilen kann, einen sehr guten Umgang mit der Mannschaft. Und da er einer der besten Spieler der Geschichte ist, glauben ihm die Spieler viel. Da kommen einfach zwei Sachen zusammen. Er und die individuelle Klasse seiner Mannschaft. Aber ihm fehlt letztendlich die taktische und technische Reife, die unser Trainerteam besitzt. Maradona kommt sicherlich eher von der Motivationsseite.

Also wie Jürgen Klinsmann beim Sommermärchen 2006?
Nein, da wird ihm [Jürgen Klinsmann] zu oft Unrecht getan. Natürlich war er beim Turnier selbst als Motivator gefragt, was er großartig gemacht hat. Aber davor hat er uns optimal vorbereitet und auf allen Positionen die richtigen Entscheidungen getroffen.

Eine zweite Szene aus dem Argentinien-Spiel von 2006, die unvergessen ist, ist der Handschlag mit Oliver Kahn. Im Interview sagte er vor Kurzem, dass ihr Verhältnis vor allem von den Medien sehr hochgepusht wurde. Ist das richtig?
Das ist schwierig zu sagen. Ich kann seine Kommentare nur schwer einschätzen. Als ich nach Deutschland zurückgekehrt bin, waren seine Aussagen zu mir sehr negativ. Von daher will mich dazu lieber nicht äußern.

Bei einem Abschiedsspiel – laden Sie Oliver Kahn ein?
(lacht) Falls ich eins mache, werde ich dann entscheiden.

Wie sieht es bei Ihnen persönlich aus. Sie sind derzeit hier in Südafrika als Experte vor Ort, aber danach?
Noch ist nichts geplant. Ich habe ja erst vor ein paar Wochen meine Karriere beendet und bin nun als TV-Experte bei der WM im Einsatz. Danach mache ich erst einmal ein oder zwei Monate Urlaub mit meiner Familie und anschließend sehen wir weiter. Vielleicht mache ich auch den Trainerschein. Das wird sich alles ergeben.




Deutsche Fußballer stehen im Kreis vor dem Spiel gegen England.
Quelle: dpa
Ein verschworener Haufen bei der WM 2010: "La Mannschaft"

Nationalmannschaft

Großes Staunen
über "La Mannschaft"

DFB-Elf bringt mit ihrem Teamgeist alle ins Grübeln

von Frank Schmidt, Durban

Die DFB-Elf verzaubert Südafrika: Ein Begriff macht dabei vor dem Spiel gegen Spanien wieder die Runde: "La Mannschaft". Journalisten, Fans und Konkurrenten reiben sich über das Phänomen, das die deutsche Elf so stark macht, verwundert die Augen.

 
 
 
 

"Weil wir eine Mannschaft sind." Es ist immer wieder die gleiche Antwort, die Miroslav Klose auf die immer gleiche Frage gibt: "Was macht Euch so stark?" Klose muss es wissen, denn schließlich ist es seine dritte WM. Und bei jedem dieser Turniere erreichte die deutsche Elf mindestens das Halbfinale. Arne Friedrich setzt sogar noch einen drauf: "So einen guten Teamgeist hatten wir noch nie, seitdem ich dabei bin" .

 

Ein schwedischer Journalist wollte zuletzt von Philipp Lahm wissen, warum Deutschland als einzige Nation bei jeder WM mindestens bis ins Viertelfinale kommt. "Weil die Spieler schon in den Jugendmannschaften einem hohen Konkurrenzdruck unterworfen sind und deswegen früh eine professionelle Einstellung entwickeln, auch im Umgang miteinander", so Lahm.

 

Kopfzerbrechen bei der Konkurrenz

Hochgewettete Engländer, Argentinier und Brasilianer zerbrechen sich derzeit den Kopf, warum sie trotz ihrer begnadeten Einzelkönner nicht beim Titelkampf mitreden konnten. Die Engländer blicken neidvoll auf die Nachwuchsarbeit und die Verbandsstrukturen in Deutschland und stellen gar ihr gesamtes System in Frage. Dabei ist der Erfolg bei einer WM oftmals nicht mehr als eine sportliche Momentaufnahme, die Fähigkeit sich als Mannschaft innerhalb eines kurzen Zeitraumes auf ein Ziel zu fokussieren und diesem alles unterzuordnen.

 

Wie sich der neue Zusammenhalt auf dem Spielfeld bei der deutschen Elf äußert, war zuletzt gegen Argentinien zu bestaunen. "Sobald einer von uns ausgespielt war, eilte ein anderer zu Hilfe und störte den Gegner", so Friedrich. Die Huldigung des derzeit guten Kaderklimas folgt meistens nach den Sätzen des großen Bedauerns über das Fehlen von Michael Ballack. Und meistens folgt auch noch ein Satz wie dieser: "Wir sind jetzt noch enger zusammengerückt."

 

Vorhersage ist eingetroffen

Der Sportpsychologe Werner Mickler hatte gegenüber sport.zdf.de bereits vor der WM die Chancen aufgezeigt, die sich durch Ballacks Ausfall für die Mannschaft ergeben können. "Es gibt keine Angst mehr vorm Leitwolf, weil man ja keine Angst haben muss, etwas falsch zu machen", so Mickler. "Zudem können die Spieler neue Stärken entdecken und auf dem Rasen umsetzen." Diese Prognose hätte nicht eindrucksvoller erfüllt werden können, wie die WM 2010 beweist.

 

Man muss bei den Statements der Spieler nur zwischen den Zeilen lesen, um zu verstehen, dass sich die Mannschaft von ihrem verletzten Capitano emanzipiert hat. Es fällt schwer zu glauben, dass es zwischen Ballacks plötzlicher Abreise aus dem DFB-Quartier und der Kampfansage von Phillip Lahm, der das Kapitänsamt auch für die Zeit nach der WM für sich reklamiert, keinen Zusammenhang gibt.

 

Mehr als Titel und Triumphe

Neben Titel und Triumphen geht es bei der WM in Südafrika schon jetzt um die Mannschaft nach der WM. Eine Rückkehr Ballacks als Leitwolf ist riskant, weil das aufkeimende Pflänzchen DFB-Elf daran erkranken könnte.

 

Dass Lahm ein feines Gespür dafür hat, wann es an der Zeit ist für deutliche Signale, hat er bereits beim FC Bayern bewiesen. Seine öffentliche Kritik an der Strategie seines Arbeitgebers hatte ihm zwar eine dicke Geldstrafe eingebrockt. Danach ging es allerdings sportlich rasant aufwärts an der Isar. Seitdem präsentieren sich die Bayern auch als "Mannschaft".

 
Am Ende ging es 1:0 für Spainien aus. Spainien ist im Halbfinale. Doch Deutschland immer noch ein Verscuch  3 zu werden.


 
 
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